Intohimo entdeckt Klassiker neu
Mohngeist und Schlehengin
Schnaps brennen braucht Gemütlichkeit und Zeit – davon sind Oliver Hulbert und Florian Winkler überzeugt. Gemütlich gemacht haben sie es sich in Zürich. Hier produzieren sie in viel Handarbeit Schlehengin und Mohngeist und verbinden so Tradition mit Moderne.
Wer steht hinter Intohimo?
Das sind wir, Florian Winkler und Oliver Hulbert, beide 28 Jahre alt und aus der Gastro. Wir kennen uns seit acht Jahren. Wir haben damals im selben Hotel gearbeitet.
Wann kam euch die Idee zu Intohimo?
Florian: Ich sass in einer finnischen Sauna, als mir die Idee kam. Daher heissen wir auch Intohimo. Das ist finnisch für Leidenschaft. Ausserdem ist Oliver Halbfinne (lacht). Ich halte es für eine glückliche Fügung, dass wir unsere Passion zum Beruf machen konnten. Viele trauen sich auch nicht, ihre Träume zu leben. WWas uns natürlich hilft, ist unser soziales Netzwerk: Freunde von uns helfen uns bei vielem, vom Schlehen sammeln, über unsere Website und Fotos bis hin zu der Brennerei, die ebenfalls Freunden gehört.
Welche Rolle spielt Tradition für euch?
Oliver: Viele Dinge gehen verloren, alles muss einfacher und schneller gehen. Dadurch werden viele Produkte zu Massenware und verlieren ihre Persönlichkeit. Wir wollen Althergebrachtes bewahren, Traditionen pflegen und in die Moderne übertragen.
Warum stellt ihr ausgerechnet Schlehengin und Mohngeist her?
Florian: Die Schlehe ist eine Ur-Zwetschge, die in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten war. Die Engländer machen zwar viel Sloe Gin, aber der ist anders aufgebaut, süss und mild. Unserer sollte kräftiger sein, die Schlehe mehr zur Geltung kommen. Und Mohn, naja, ist einfach lecker. Früher galten Mohn und Schlehe übrigens als Medikamente – in Reminiszenz daran verkaufen wir unsere Produkte auch in Medizinalflaschen.
Wie lange dauert es, bis eure Produkte fertig sind?
Oliver: Schnaps brennen braucht Gemütlichkeit, und Zeit. Wir machen alles von Hand und haben uns bewusst gegen Maschinen entschieden. So kann unser ganzer Stolz und unsere Persönlichkeit in unsere Produkte fliessen. Bevor wir die Schlehen sammeln können, muss es Frost gehabt haben. Von da an dauert es sechs bis neun Monate bis zum fertigen Gin. Beim Mohngeist ist es ähnlich. Ist der Alkohol schon fertig gebrannt, reduziert sich diese Zeit auf zehn bis zwölf Wochen. Die Abfüllung ist dann ein richtiges Event.
Ihr geht selbst Schlehen sammeln – wie wichtig ist euch Regionalität?
Florian: Sehr; wenn es keine Schlehen gibt, gibt es keinen Gin.
Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit?
Florian: In Zürich liefern wir nur mit Velo und Vespa aus; für weitere Strecken haben wir jetzt ein Gasauto. Unser Fokus auf Regionalität trägt auch das seine dazu bei. Wir verzichten auf Plastik, kaufen viel Second Hand, machen Upcycling und verwenden sogar unser Füllmaterial wieder.
Wann habt ihr eure erste Flasche verkauft?
Oliver: Ende Oktober 2020; aber die haben wir tatsächlich verschenkt. Die ersten 100 Pakete haben wir auch alle persönlich ausgeliefert.
Florian: Ja, eines habe ich im strömenden Regen mit dem Fahrrad angeliefert – und dann war der Typ einfach nicht da (lacht).
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
Florian: Wir wollen keine Massenproduktion. Sicher wollen wir wachsen, aber wir überlegen uns daher genau, wie und wann wir unseren Betrieb ausweiten. Tatsächlich planen wir aber, einen Wodka auf den Markt zu bringen – mit Pfandsystem und Selbstabfüllung, um auch hier Ressourcen sparen zu können.
Was ist euer Geheimnis für vollendeten Geschmack?
Florian: Ich glaube, dass unser Herzblut und unsere Geschichte unsere Produkte zu etwas Besonderem machen. Wenn du das Produkt trinkst, spürst du uns. Bis wir dort angelangt sind, haben wir nächtelang getüftelt. Für mich ist vollendeter Geschmack die Harmonie der einzelnen Komponenten.