Die wilden 70er im Trend
Das macht den Vintage-Style aus
Blumenmuster, wilde Nächte und freie Liebe: Derzeit dürfen wir die 70er zumindest modisch neu erleben. Begleiten Sie unseren Stilexperten Clifford Lilley auf eine kleine Zeitreise und verlieben Sie sich in den neuen Vintage-Trend.
Die wilden 70er – während die einen jetzt vielleicht in Erinnerungen schwelgen, kennen die anderen sie vor allem aus Filmen wie Grease oder Saturday Night Fever. In den 70ern ging es vor allem darum, mit dem Kleidungsstil die eigene Persönlichkeit und Individualität zu betonen. Dazu wählte man aus einer Vielzahl billiger Kleidungsstücke, die vor allem die Hippies dieser Zeit populär machten.
Die Betonung der eigenen Individualität – darum werden die 70er im Englischen auch häufig als die “Ich-Dekade” bezeichnet. Geprägt hat diesen Begriff der Autor Tom Wolfe. Damit umschreibt er den Selbstfindungsprozess und das Sich-Treiben-Lassen einer ganzen Generation.
Während der 70er näherte sich auch endlich der Vietnam-Krieg seinem Ende, Freiheit lag in der Luft. Es ging darum, die Fesseln und Konflikte der 50er und 60er hinter sich zu lassen. Die Menschen gaben sich völlig dem Luxus eines Bohème-Lifestyles hin.
70er Mode: Psychedelische Muster, Plateauschuhe und Schlaghosen
Was in den 60ern als Jugendrevolte begonnen hatte, setzte sich in den 70ern also als Zelebrierung von Freiheit fort. Das galt für viele Lebensbereiche, darunter die sprichwörtliche freie Liebe – und natürlich die eigene Stilfreiheit. Psychedelische Muster spiegelten zudem die wachsende Beliebtheit des Drogenkonsums und den Zukunftsfatalismus der Punk-Bewegung.
Schnitte und Muster waren dementsprechend spektakulär; je bizarrer, desto besser: Petticoats kombiniert mit Jacken im Tartan-Muster und Doc Martens, hohe Plateau-Absätze mit zerrissenen Lederjacken und hautengen Jeans; Pailletten, Netzstrümpfe, Sandalen mit Socken, Hot Pants, breite Krawatten und Krägen und weite Schlaghosen. Damals trugen Männer und Frauen ihr Haar gleichermassen lang, gerne bunt gefärbt, und Denim wurde zum populärsten Material für Kleidung. Somit wanderten Jeans in nahezu jeden Kleiderschrank.
Hair und Saturday Night Fever prägen Popkultur und Mode
Auch die Popkultur war eng mit der Mode verbunden; das Musical Hair – ein Resultat der Hippie-Bewegung und sexuellen Revolution – brach Tabus rund um Nacktheit und Drogenkonsum und zeigte verschiedene Kulturen. Auch die damalige Popularität des Afros illustriert diesen Zeitgeist eindrucksvoll. Hair ist bis heute ein Meilenstein der Popkultur, ähnlich dem Kultfilm Saturday Night Fever mit John Travolta, der einen Hype um lange Disco-Nächte auslöste. Vielleicht wurde Andy Warhol’s Club 54 in New York auch deswegen zum angesagtesten Club dieser Zeit.
Die 70er prägten eine ganze Generation. Das Aufkommen von AIDS in den 80ern beendete die Dekadenz, für die Freigeister und Hippies so bekannt waren. Nichtsdestotrotz ist uns diese Zeit bis heute im Gedächtnis geblieben. Das beweist nicht zuletzt die Mode aus dieser Zeit – heute so aktuell wie nie.
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