Gut Aiderbichl hilft Tieren in Not
Animal Hoarding: Wenn Tierliebe zum Problem wird
Er weiss nicht, was Gras ist. Sein ganzes Leben hat er auf 40 Quadratmetern verbracht – gemeinsam mit fünf Menschen und 67 anderen Hunden. Sein Fell ist so verdreckt, dass seine Retter nicht sehen, welche Farbe es hat. Er hat eine schlimme Bindehautentzündung, geschwollene Lymphknoten und ganz weiche, brüchige Krallen, weil er noch nie in der Sonne war.
Rettung aus der Hölle
Bei der Schilderung der Umstände, in der er den kleinen Mischlingshund und sein überdimensioniertes Rudel gefunden haben, kämpft ihr Retter mit den Tränen. Gemeinsam mit seiner Kollegin war er für Gut Aiderbichl hier im Einsatz. So einen schlimmen Fall von Animal Hoarding hat auch die Tierärztin noch nie erlebt, die die kleinen geimpft, kastriert und untersucht hat – und sie praktiziert seit über 50 Jahren. Bei der „Tiersammelsucht“ werden Tiere unkontrolliert vermehrt und gehalten, ohne angemessene Versorgung: zu wenig Platz, zu wenig oder gar keine Pflege, es fehlt an Futter und an Wasser, an Hygiene und an tierärztlicher Betreuung. Oft bemerken die betroffenen Menschen ihren Zustand selbst nicht, sie zeigen sich uneinsichtig und sind nicht der Meinung, dass die Tiere leiden. Beim Animal Hoarding brauchen also nicht nur die Tiere Hilfe sondern auch die Menschen.
Zugetragen hat sich diese Geschichte 2019 in Oberösterreich. Damals bekam Geschäftsführer und Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber Sorgenfalten, als er sich ausrechnete, welche Rechnungen Gut Aiderbichl begleichen müsse, um für die Versorgung der ganzen Hunde im Alter zwischen fünf Monaten und acht Jahren aufkommen zu können. Doch Gut Aiderbichls Gründer und Visionär Michael Aufhauser hat uns gelehrt: Hinschauen und helfen! Also nahm Dieter Ehrengruber alle 68 Hunde auf Gut Aiderbichl auf.
Das erste Mal auf einer Wiese
Anfangs konnten die kleinen Hündchen mit dem vielen Platz gar nicht umgehen, da sie es gewohnt waren auf engem Raum übereinander zu liegen. Doch bei ihrem ersten Ausflug auf eine richtige Wiese ist ihnen die Lebensfreude von den kleinen Gesichtern abzulesen, wie sie über den Rasen schnüffeln, tapsen, wuseln, spielen. Ihre Pfleger können zusehen, wie aus den kleinen, schmutzigen und teilweise kranken, lebensfrohe, lustige, gepflegte Hunde wurden, die jede Streicheleinheit geniessen.
Alle 68 Hündchen bringen einen eigenen Charakter und auch Verhaltensauffälligkeiten mit, aber gerade das macht sie liebenswert. Sie sind nun für immer Aiderbichler, selbst diejenigen, die tolle lebenslange Sonderpflegeplätze gefunden haben und dort glücklich mit Herrchen und Frauen leben.
Einige sind auch auf Gut Aiderbichl geblieben, wie der kleine Lausbub Zwick-Zwack. Von seinen Lausbubenstreichen erzählen wir Ihnen gerne das nächste Mal.
Ende gut, alles gut auf Gut Aiderbichl?
Wir versuchen unsere Arbeit im Dienste der Tiere so gut wie möglich zu erfüllen. Jedes Tier, dem wir helfen können, bringt uns unserem grossen Ziel ein Stück näher. Michael Aufhauser hat ihn so artikuliert: «Solange wir die Tiere vor den Menschen schützen müssen, haben wir noch nichts erreicht. Erst wenn wir die Tiere nicht mehr schützen müssen, sind wir am Ziel. Dann haben wir etwas verändert: uns». Es gibt noch viel zu tun. Packen wir es an.
Worauf Sie achten sollten, wenn Sie darüber nachdenken, sich ein Haustier anzuschaffen, erfahren Sie hier.