Vegane Lederalternativen
Pilze, Kakteen, Apfelschalen
Wenige Materialien sind so hochwertig wie echtes Leder. Doch mit der wachsenden Kritik an Massentierhaltung bringen findige Köpfe immer mehr vegane Lederalternativen auf den Markt. Einige stellen wir Ihnen vor.

Billiges PU – wer sich kein echtes Leder leisten konnte, bewegte sich früher knarzend und schwitzend durch die Welt. Hatte man besonders viel Pech, brach oder platzte das Material schon nach kurzer Tragedauer.
Nachhaltiges Leder
Inzwischen gibt es hochwertige Lederimitate, die kaum mehr vom Echten zu unterscheiden sind. Auch die Rohstoffe zur Herstellung sind vielfältiger geworden. Geschuldet ist das dem wachsenden Umweltbewusstsein vieler Konsumenten: Leider sind einige Bezugsquellen für Leder alles andere als nachhaltig. Einige verzichten daher aus ethischen Gründen, andere dem Umweltschutz zuliebe auf Tierleder. Bisher werden bei der konventionellen Lederproduktion vor allem beim Gerben Rohstoffe wie grosse Wassermengen und Chemikalien benötigt. Falsch entsorgt werden sie zum Problem für angrenzende Wasserkreisläufe.
Die weitverbreitete Annahme, Leder wäre ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, ist leider falsch. Somit ist es kein Teil einer effizienten Ressourcennutzung. Im Folgenden werden darum vier interessante nachhaltigere Lederimitate vorgestellt.
Veganes Leder aus Pflanzen
Pilzleder
Das funktioniert – alles, was dazu benötigt wird, sind Pilze und ein guter Nährboden aus Sägespänen oder Maisschalen. Das Pilzmyzel (Wurzelfasern der Pilze) kann darauf hervorragend wachsen. Nach kurzer Zeit hat sich ein festes Wurzelnetz gebildet, das geerntet werden kann. Dieses wird gepresst, getrocknet und ohne Einsatz von Chemikalien gegerbt. Das Pilzleder ist flexibel, reissfest, atmungsaktiv und wasserabweisend.
Auch grosse Label sind mittlerweile davon überzeugt, dass Pilzleder ein hochwertiges und vielseitig verwendbares Material ist: So hat Hermès in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Mycoworks eine exklusive Kollektion von Handtaschen auf den Markt gebracht.

Kakteenleder
Die Erfinder des Kaktusleders «Desserto» kommen aus dem Land der Kakteen – Mexiko. Die grossen Blätter der Nopal-Kakteen werden für die Produktion der Lederalternative verwendet: Gereinigt und zerkleinert, werden sie etwa drei Tage in der Sonne getrocknet. Mit laut Herstellerangaben unbedenklichen Chemikalien vermischt entsteht eine Ledermasse die im letzten Schritt auf ein Baumwolltuch gegeben wird. Das fertige Leder kann nun vielfältig eingesetzt werden. Es ist atmungsaktiv, widerstandsfähig, flexibel und langlebig.
Das italienische Label Miomojo stellt unter anderem Taschen aus Kaktusleder her, die sich sehen lassen können.
Apfelleder
Den Trester, der bei der Herstellung von Apfelsaft und -mus entsteht, einfach entsorgen? Viel zu schade, dachte sich der Südtiroler Erfinder des Apfelleders, Hannes Parth, und gründete das Start-up Frumat. Getrocknet und zu einem Pulver gemahlen, werden Apfelreste hier mit einem Lösungsmittel und biologisch abbaubarem Kunststoffersatz vermischt. Das Ganze kommt auf ein Baumwolltuch und wird anschliessend im Ofen ausgebacken. Das Apfelleder, auch Appleskin genannt, ist widerstandsfähig und wetterbeständig.
Hochwertige Apfelleder-Produkte in einer grossen Auswahl bietet das Label Sohotree an.
Ananasleder
Auch aus den Palmblättern der Ananas lässt sich Leder herstellen. Hierfür werden die Fasern aus den Blättern herausgelöst, gewaschen und getrocknet. Mit Maschinen werden daraus filzartige robuste Gewebe hergestellt, auch Piñatex genannt. Diese können gefärbt und für eine bessere Haltbarkeit mit Harz beschichtet werden. Das Ergebnis ist ein reissfestes und atmungsaktives Leder, das in der Produktion von Schuhen, Mode-Accessoires und Möbeln eingesetzt werden kann.
Brief- und Handtaschen aus Piñatex bietet das Modelabel Allure Sauvage an. Nichts zum Anziehen, dafür aber nützliche Notizbücher, finden Sie bei dem Label JU.