Oldtimer und Youngtimer:

Hana Spada

Leidenschaft oder gar Altersrente auf Rädern?

 

Eignen sich Youngtimer und Oldtimer Fahrzeuge als garantierte Altersrente auf Rädern? Wir beleuchten die Frage kritisch und sprechen mit Ruedi Müller von der Swiss Historic Vehicle Federation über den emotionalen und finanziellen Nutzen historischer Fahrzeuge.

Oldtimer
Foto: Getty Images

So zeichnen sich Old- und Yougtimer aus

Gemäss der Swiss Historic Vehicle Federation (SHVF) ist ein Oldtimer mindestens 30 Jahre alt. Historische Fahrzeuge müssen zudem in einem historisch korrekten Zustand erhalten und gepflegt sein und dürfen nicht als tägliches Transportmittel eingesetzt werden, so die Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA).

Unter einem Youngtimer versteht man ein Fahrzeug, das nicht mehr neu ist, jedoch auch noch nicht die Bezeichnung Oldtimer verdient. Das erforderliche Mindestalter reicht je nach Definition von mindestens 15 Jahren bis hin zu mindestens 20 Jahren.

Ein Fahrzeug mit Wertsteigerungspotenzial finden

Nicht jedes alte Auto ist automatisch wertvoll oder hat Wertsteigerungspotential. Gemäss Expertenempfehlung lohnen sich Modelle, deren Karriere als Klassiker gerade begonnen hat und deren Preise noch moderat sind. Die niedrigen Preise machen es möglich, das Fahrzeug später mit Gewinn zu verkaufen. Haben die Preise hingegen schon angezogen, ist es wahrscheinlich, dass sie nur noch wenig steigen.

«Wer einen Oldtimer kaufen möchte als Investition, sollte auf jeden Fall einen Experten zu Rate ziehen», empfiehlt Ruedi Müller, der sein erstes historisches Fahrzeug – einen Ford Modell T von 1914 – vor etwa 35 Jahren gekauft hat.

Auch Oldtimer-Indizes können als Orientierungshilfe dienen, so zum Beispiel der deutsche Oltimer-Index OTX. Ruedi Müller schränkt jedoch ein: «Es ist reine Theorie, dass ein Besitzer den im Index vorausgesagten Verkaufspreis tatsächlich erzielt. Denn jemand muss das Fahrzeug ja kaufen wollen. Der Preis wird schlussendlich dadurch festgelegt, dass der Verkäufer und der Käufer sich finden.»

Mann mit Werkzeug vor Oldtimer
Foto: Getty Images

Es gibt keinen garantierten Gewinn

Ruedi Müller ist der Meinung, dass eine Wertsteigerung nie sicher sei. Und auch gemäss anderen Expertenaussagen ist ein Gewinn bei den meisten Youngtimern und Oldtimer Fahrzeugen selbst dann nicht garantiert, wenn die Stückzahl eines Modells nicht mehr wachsen wird. Denn es kann immer sein, dass die Nachfrage unvorhergesehen wegbricht. «Dies ist im Moment zum Beispiel bei Fahrzeugen aus der Vorkriegszeit teilweise der Fall», weiss Ruedi Müller.

Wartung und Pflege sind teuer

Wer in Gold oder Aktien investiert, hat nach dem Kauf weder Arbeit noch weitere Ausgaben, ausser den Spesen für das Aktiendepot. Bei historischen Fahrzeugen hingegen fallen laufend Kosten an für die Hallenmiete, die Versicherung sowie für Wartung und Pflege. «Und diese können sehr hoch sein», spricht Ruedi Müller aus Erfahrung. Gemäss Experten müssen Besitzer von Oldtimern damit rechnen, dass jährlich allein für den Unterhalt vier Prozent des Wertes des Fahrzeugs benötigt werden.

Wertsteigerung muss anfallende Kosten ausgleichen

Um die laufend anfallenden Kosten auszugleichen, muss ein Old- oder Youngtimer eine kontinuierliche Wertsteigerung aufweisen. Gemäss Experten lohnt sich ein Oldtimer als Investition erst ab einem Wert von mindestens 50’000 Euro, nach Aussagen der deutschen Südwestbank sogar erst ab 100‘000 Euro. Denn bei Fahrzeugen mit einem geringeren Sammlerwert fressen die Kosten für Unterhalt und Pflege den Wertzuwachs auf.

Altersvorsorge auf wackligen Beinen

Oldtimer und Youngtimer sind folglich keine sichere, garantierte Altersvorsorge. Denn sowohl die Wertsteigerung als auch die anfallenden Wartungskosten sind schwer vorherzusehen. Historische Fahrzeuge eignen sich deshalb nicht als alleinige Vorsorge und sollten immer durch andere Formen der Vorsorge ergänzt werden. Experten der Südwestbank raten, einen Anteil von nicht mehr als fünf bis zehn Prozent des Gesamtvermögens in Autoklassiker zu investieren.

Mann umarmt seinen Oldtimer
Foto: Getty Images

Die emotionale Rendite bleibt

Im Gegensatz zu Wertpapieren haben Young- und Oldtimer neben der finanziellen Rendite jedoch auch einen emotionalen Nutzen: Sie dienen nicht alleine als Investition in die Zukunft, sondern sorgen auch in der Gegenwart für Freude, Stolz und schöne Erlebnisse – selbst dann, wenn das Auto nicht die erhoffte Rendite abwirft.

Ruedi Müller sucht seine Oldtimer deshalb ausschliesslich nach seinem Geschmack aus. «Ich muss das Fahrzeug sehen und davon verzaubert sein», lacht er. Auch interessierten Anlegern rät er, bei der Auswahl des Liebhaberstücks nicht nur das Wertsteigerungspotenzial zu beachten, sondern es entsprechend der persönlichen Vorlieben auszusuchen. Denn der Besitzerstolz und das Fahrvergnügen sind nur dann garantiert, wenn man sein Auto wirklich schätzt.

Ruedi Müller

Ruedi Müller ist leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler und fährt seine historischen Fahrzeuge das ganze Jahr hindurch. Bei der Swiss Historic Vehicle Federation (SHVF) ist Ruedi Müller verantwortlich für Events und Kommunikation, bei der Commission Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA) arbeitet er mit in der Events Commission. Die Verbände vertreten die Interessen aller Oldtimer-Fahrer gegenüber den Behörden, die SHVF national, die FIVA international.

 

OTX Der deutsche Oldtimer-Index

Seit 2010 führt die deutsche Südwestbank den Oldtimer-Index OTX, der die Wertentwicklung begehrter Modelle aus der deutschen Autogeschichte rückwirkend bis ins Jahr 2005 veranschaulicht. Der Index listet 20 Modelle aus vergangenen Jahrzehnten auf, zum Beispiel den BMW 507, den Porsche 911 Coupé und den Mercedes 300 SL Flügeltürer.

Wie Sie Ihre Altersvorsorge sorgfältig und frühzeitig planen, lesen Sie hier.

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