Majestätisch, gruselig, grotesk oder tierisch
Vielgestaltige Masken der Fasnacht und ihre Bedeutung
So bunt schillernd, wie die Vielfalt der Masken, die man während den närrischen Tagen trägt, so unterschiedlich ist ihre Herkunft und Bedeutung. Heute verkleidet man sich vor allem zum Spass. Früher hatten Masken und Kostüme andere Zwecke.
Mit Maskierungen vorübergehend eine andere Identität anzunehmen, hierdurch vor der Fastenzeit ausgiebig zu feiern und sich masslos Sinnesfreuden hinzugeben, das zumindest verbindet die mannigfaltigen Bräuche. Doch die einzelnen Hintergründe und Traditionen in den verschiedenen Regionen unterscheiden sich sehr.
Karnevalskönige, die herrschende Zwänge auf den Kopf stellen
Masken bieten die Gelegenheit, vorübergehend in eine andere Rolle zu schlüpfen. Sie sind daher Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, da sie dazu ermutigen, sich von den gesellschaftlichen Konventionen zu befreien. Damit sind sie auch ein Symbol für Gleichheit. Um die herrschenden Zwänge zu brechen, findet man in den Zünften vielfach einen Karnevalskönig inkl. närrischer Hofstaat. Aus dieser Tradition haben sich Elferrat, die Karnevalsgarden mit Karnevalsprinz und -prinzessin sowie Tanzgruppen entwickelt. Beispielweise regiert in Bellinzona während des Karnevals König Rabadan.
Lustige und schrille Figuren, die Frohsinn und Satire verbreiten
Unter den Masken finden sich auch viele groteske Charaktere. Ehemals dienten diese zur Unterhaltung aber auch für Proteste und als Mittel zur Kritik. Sie repräsentieren gleichermassen das Unerwartete und das Sinnlose des Lebens. In der Tradition der Fasnacht stellen sie diejenigen dar, die über die Regeln der Gesellschaft lachen und sie durchbrechen. Humorvolle Kritik aus Narrenmund, gerichtet an mehr oder weniger prominente Zeitgenossen, ist integraler Bestandteil der närrischen Zeit. Bei der Satire machen sich Maskierte nicht nur über die lokalen Eliten lustig, sondern werden durchaus auch politisch. Wie beim Roi d’un jour (König für einen Tag), Symbolgestalt des Wohlstands, der in vielen Gegenden als humorvoller Rivale den Grossen dieser Welt entgegentritt.
Hexen, Teufel, Riesen und Narren
Weitere wichtige Figuren, die in Karnevalsregionen häufig anzutreffen sind, symbolisieren Gottesleugner. So z. B. der Narr mit Narrenkappe und zweifarbiger Kleidung. Neben ihm stehen Teufel, Hexen und Riesen für die dämonischen Mächte. Riesen galten früher als Normbrecher und stellvertretend als Übertreter des göttlichen Gebotes.
Tiermasken mit Symbolcharakter
Auch Tiermasken sind vielfach anzufinden. Sie stellen symbolisch die biblischen Laster dar. Stellvertretend stehen Pferd wie auch Pfau für die höfische Art der Adeligen. Der Fuchs symbolisiert den Geiz, Neid wird dem Drachen zugeschrieben, der Löwe steht für Zorn und der Esel für Trägheit. Bär oder Schwein werden mit Unmässigkeit in Verbindung gebracht und der Hahn sowie der Bock symbolisieren Unkeuschheit. In der alemannischen Fastnacht sind Tiermasken und -symbole häufig anzutreffen, manchmal auch nur als Requisiten oder Motiven auf den Kostümen.
Schreckliche Gestalten zum Vertreiben des Winters
Ein heidnischer Brauch ist es, mit gewaltigem Lärm den Winter mit samt seiner Dämonen und Geister zu vertreiben. In vielen Regionen sieht man daher Masken mit fürchterlich grusligem Antlitz. Diese sollen mit ihrer grauenerregenden Erscheinung unter dem Rhythmus von Trommeln, Schellen und Glocken den Winter und mit ihm alles Böse in die Flucht treiben. Gleiches gilt für Schreckgespenster. Die Bedeutung hinter den Masken ist sehr vielschichtig und je nach Region und Tradition komplett unterschiedlich. In der Schweiz ist das Tragen von Fasnachtsmasken oder Larven eine liebgewonnene Tradition, die die Menschen jedes Jahr mit Freude feiern. Obwohl viele der Masken im Laufe der Jahrhunderte eine gewisse Transformation erfahren haben, ist eine allumfassende ursprüngliche Bedeutung geblieben: Sie sind ein Symbol für Freiheit, Kreativität und Gleichheit; sie bringen die Menschen zusammen und tragen zu einer lebendigen Kultur bei.