Naturwein – was macht ihn besonders?
Ganz ohne Zusatzstoffe? Der Trend Naturwein
Der Begriff Naturwein wird gerne für Weine verwendet, die möglichst naturnah hergestellt werden. Für die Produzenten bedeutet das: Auf ökologischen Weinbau zu setzen und Zusätze zu vermeiden. Doch die Bezeichnung ist nicht unumstritten.
Der Begriff Naturwein ist umstritten
Kritiker stören sich an dem Begriff Naturwein, weil aus ihrer Sicht jeder Wein ein Naturprodukt ist. Das Argument: Wer mit dem Namen hervorheben will, dass sein Produkt besonders natürlich ist, unterstellt der Konkurrenz, dass deren Wein es eben nicht ist. Manche Hersteller verzichten daher bei der Werbung für ihr Produkt noch immer auf den Begriff Naturwein, auch auf den Etiketten darf er in der Regel nicht stehen.
Ein möglichst natürlicher Wein, ohne Zusatzstoffe und biologisch hergestellt: Keine Frage, Naturwein trifft den Zeitgeist und liegt im Trend. Dennoch ist vielen der Begriff gar nicht so geläufig. Das liegt unter anderem daran, dass die Bezeichnung Naturwein nicht klar definiert ist – es gibt beispielsweise kein Siegel, unter dem geregelt ist, welche Vorschriften beim Anbau oder der Weinherstellung gelten. Der Verein Schweizer Naturwein beschreibt Naturwein als einen „Biowein, ohne Zusatzstoffe, ohne Filtration und ohne zugeführte Sulfite.“
Wie wird Naturwein hergestellt?
Für viele Naturwein-Produzenten ist der biologische Anbau die Grundlage für ihre Erzeugung. Gelesen werden die Trauben – und zwar ausschließlich die gesunden – per Hand. Und bei der Herstellung verzichten die meisten auf Filtrationshilfen oder Zusätze wie beispielsweise Sulfite. Manche Winzer lehnen auch eine Schwefelung des Weins ab. Aufgrund der Herstellung kann Naturwein häufig trüber aussehen als typischer Wein – mitunter schwingt im Geruch auch eine leichte Hefenote mit. So mancher Weinkenner findet das gewöhnungsbedürftig, für andere ist Naturwein ein neues und spannendes Weinerlebnis. In vielen Bars in Berlin, London, Barcelona oder auch New York setzt man auf den besonderen Hype.
Was steckt hinter dem Begriff?
Aber woher kommt der Begriff Naturwein eigentlich? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Weinherstellung beispielsweise in Deutschland recht liberal geregelt: So durfte man bei der Herstellung durchaus auch mal grosszügig Zucker beimischen, um den Alkoholgehalt zu erhöhen – das sollte vor allem bei schlechten Jahrgängen die Existenz der Winzer sichern. Um sich davon abzuheben, stellten manche Produzenten einen Wein her, der ohne Zusätze auskommen und damit möglichst natürlich sein sollte – sie nannten ihn Naturwein. Jahrzehnte später verschwand der Begriff aber wieder: Im deutschen Weingesetz 1969/1971 wurden die Weine stattdessen als Prädikatswein bezeichnet.
Vereine wollen aufklären
Um Aufklärung zu betreiben und die Produkte bekannter zu machen, haben sich in den vergangenen Jahren in einigen Ländern entsprechende Vereine gegründet. In der Eidgenossenschaft will beispielsweise der Verein Schweizer Naturwein zeigen, „dass es möglich ist, hoch qualitative, lebendige Weine herzustellen, die keine Zusatzstoffe beinhalten.“ Dafür wurde auch eine eigene Richtlinie für die Herstellung von Naturweinen ausgearbeitet, die auf der Homepage abgerufen werden kann. In Deutschland verfolgt der Verein „Naturknall“ ein ähnliches Ziel.